Über dieses Blog
Wer (oder was) bin ich?
Ein Generaldilettant ist jemand, der an (fast) allem Freude findet, und darin dilettiert, ohne irgendetwas davon professionell zu machen.
Das Wort Dilettant bedeutet wörtlich Liebhaber. Gelegentlich, eigentlich zunehmend, wird es als Herabwürdigung verwendet, aber ich sage gerne: In allen wichtigen Dingen, wie zum Beispiel in der Liebe, ziehe ich Liebhaber:innen allen Professionellen vor. (Denn Professionelle sind nicht solche, die etwas besonders gut tun sondern solche, die dafür Geld bekommen.)
So ein Dilettant bin ich in allen Dingen, ein Generaldilettant.1
Ich bin also eigentlich überall ein Laie. Aber in den Worten Lodovico Settembrinis aus Thomas Manns Zauberberg:
Ich rede als Laie, aber immerhin als ein langjähriger Laie.
Und außerdem bin ich Harald, a.k.a. als
harald4tweet – in der braunen HölleDer Account harald4tweet ist Vergangenheit und endgültig gelöschtharald4toot – bei den Mammuts des Troetcafés
harald4blues – im sogenannten blauen Himmel
Divertimenti? Also ein Musikblog?
Klar: Divertimenti ist der Plural von divertimento. Die meisten werden bei dem schönen, italienischen Wort tatsächlich an Musikstücke von Haydn oder Mozart denken. Der Artikel Divertimento in der deutschsprachigen Wikipedia2 spricht auch tatsächlich fast nur von der etwas aus der Mode geratenen musikalischen Gattung. Immerhin liefert der Artikel noch eine Übersetzung des Wortes mit:
Als Divertimento (italienisch: Vergnügen, plural: Divertimenti) bezeichnet man ein mehrsätziges Instrumentalstück. Dieses hat meist einen unterhaltsamen, heiteren bis tanzartigen Charakter und wird in unterschiedlicher Besetzung als „Tafelmusik“ oder „Freiluftmusik“ gespielt.
Näher kommen wir der Sache allerdings mit einem Abstecher in die Wortgeschichte. Das hier ist ein Screenshot aus dem einsprachigen Wörterbuch von Sabatini-Colletti3
divertimento
[di-ver-ti-mén-to] s.m.
1 Svago, passatempo: i libri sono il mio d.
2 estens. Gioia, piacere che si prova nel momento dello svago: è stato un vero d.
3 mus. Composizione, intermezzo di carattere leggero
4 ant. Allontanamento da qlco.
sec. XVI
svago kann man mit Erholung übersetzen, passatempo mit Zeitvertreib. Gioia, piacere che si prova nel momento dello svago übersetzt das Über set zungs fea ture von DuckDuckGo mit Freude, Vergnügen, das im Augenblick der Muße empfunden wird. Und so verstehe ich den Namen dieses Blogs — nur eben im Plural.
Ich habe viele Zeitvertreibe, denen ich in Augenblicken der Muße nachgehe, in der Absicht, mich zu erholen, zu erfreuen, zu vergnügen.
Das können kleine mathematische oder computertechnische Herausforderungen sein. Es kann sich um das Nachhängen einer Erinnerung handeln, um eine Lektüre, literarisch, philosophisch, sozialwissenschaftlich, musikalisch. Manchmal spiele ich auf meinem Computer auch einfach mit fremden Kalendersystemen.4
Manchmal läßt sich dieses Vergnügen dadurch verlängern oder wieder heraufbeschwören, daß ich es aufschreibe, rekonstruierend, wie ich es gemacht habe. Und überhaupt ist geteilte Freude doppelte Freude.5
Und so teile ich einige dieser momenti und divertimenti in diesem Blog, verteile sie an meine Follower im Mammutgehege und im leicht bewölkten Himmel, in der Hoffnung, diese nicht zu sehr zu langweilen oder gar zu verschrecken.6
Denn es ist mir durchaus bewußt, daß ich mich zu meinem Vergnügen mit Dingen herumschlage, die vielen als abschreckend erscheinen. (Aber erfreuen wir uns nicht alle oft und gerne daran, medial vermittelt an Dingen teilzuhaben, die wir im wirklichen Leben nicht in unsere Nähe kommen lassen wollen? Vielleicht kann ich ja auch das eine oder andere kalte Grausen5 in ein paar vergnügliche Minuten umwandeln…)
Idealerweise – aber jetzt geht das Wunschdenken vollends mit mir durch5 – sammeln sich die divertimenti, momenti, und mementi bei euch wie auch bei mir an, und kompostieren zu fruchtbarem Boden.
Warum ein „Blog ohne Eigenschaften?”
*Wenn du erfolgreich bloggen willst," haben Sie gesagt und geschrieben, „dann mußt du ein klares Profil für dein Blog haben.”
Das könnte vielleicht etwas Randständiges sein, aber wenn es nur ein Sammelsurium ohne eine klare, auf enge Themenbereiche eingeschränkt Linie ist, dann interessiert’s halt kein Schwein. Kurz: Dein Blog muß klar definierte Eigenschaften haben.
Und genau diese stromlinienförmigen, perfekt geplanten, zielgruppenoptimierten Eigenschaften habe ich nicht und will ich nicht haben. Und auch dieses Blog soll sie nicht haben. Wenn es mein Blog sein will, darf es diese Eigenschaften nicht haben.
Es muß also ein Blog ohne Eigenschaften sein7.
Das Kopfbild des Blogs zeigt den Parthenon in Athen. Quelle ist Wikimedia. Lizenz des Fotos war Creative Commons Attribution 2.0 Generic, und das Copyright wird gehalten von Steve Swayne. Erstveröffentlichung hier. Jetzt ist es wohl seit 2018 in der Public Domain, wie sich hieraus ergibt. (Ich gebe trotzdem die Ehre dem, dem die Ehre gebührt — Ähren, wem Ähren gebühren…)
Manche ziehen das Wort Universaldilettant vor, aber mir ist das Universum eine Nummer zu groß. Oder in den Worten von Insterburg und Co.:
„Ich liebte ein Mädchen auf’m Mars
Ja, das war’s!” ↩︎Ich habe das Zitat am 7. Juni 2025 abgeholt und auf die zu diesem Zeitpunkt aktuelle Version verlinkt. ↩︎
Aus dem über Corriere della sera online verfügbaren italienischen Wörterbuch abgeholt. ↩︎
Einige meiner Follower kennen noch den Autotweet, der jeden Morgen um 7:06 Uhr das Datum nach dem Französischen Revolutionskalender verkündete, und es im Troetcafé inzwischen wieder – als Autotoot – tut. ↩︎
Selbst die Repetition von Klischees kann gelegentlich eine heitere Erholung sein… ↩︎ ↩︎ ↩︎
In dem Shitterland, das Elon das EMu aus dem guten alten Twitter gemacht hat, teile ich inzwischen nichts mehr. ↩︎
Daß es dann auch noch eine Anspielung auf den großen, unvollendeten Roman von Robert Musil ist — umso besser! ↩︎